Handy spielen, Bildzeitung lesen und während der Fahrt die Beine übers Lenkrad schlagen. Dazu versperren sie mit ihren übergroßen Fahrzeugen Parkplätze, sorgen für verstopfte Straßen und überfüllte Autohöfe und veranstalten Elefantenrennen im Schneckentempo. Die Rede ist von den Lkw-Fahrern (liebevoll auch Trucker genannt). Deren Berufsbild ist ja vor allem aus Autofahrersicht oft ziemlich stark negativ vorbelastet. Da trifft’s sich gerade gut, dass ich als Fahranfänger gleich mal die Erfahrung machen darf, die Welt und den Arbeitsalltag aus Sicht der Trucker mitzuerleben, bevor ich mich zu sehr von den kursierenden Gerüchten und Klischees leiten lasse.
Los ging’s am Montagmorgen in aller Herrgottsfrüh in Rupboden, wo ich mich gegen 5:00 Uhr mit dem Fahrer Bastian Ditzel von der Spedition Kenner verabredet hatte. Dafür rüstete ich mich mit allem, was man für eine dreitägige Tour so braucht: Verpflegung, Wechselklamotten, Hygieneartikel, Laptop und Schlafsack. Zugegeben, ich war schon ein bisschen aufgeregt, um nicht zu sagen: Ich hatte Schiss.
Vor allem davor, wie ich mit dem Fahrer zurechtkommen würde und in welche Ecken des Landes unsere Reise gehen würde…
Denn ganz offen gesagt hätte dieser Ausflug auch zu einem echten Horrortrip werden können, wenn die Harmonie zwischen mir und dem Fahrer nicht gestimmt hätte. Es mag zwar normal sein, dass man sich nicht mit jedem Menschen auf Anhieb gut versteht und das ist an sich auch nicht weiter schlimm, aber wenn man drei komplette Tage zusammen in eine winzige LKW-Kabine gesteckt wird, ist das was komplett anderes.
Aber alle anfängliche Panik war umsonst, wir verstanden uns sogar ziemlich gut und ich konnte einiges über den Berufsalltag lernen, weshalb ich euch jetzt ein paar Sachen über den Beruf des Lkw-Fahrers erzählen möchte…
Wenn ihr aber auch noch etwas über das Truckerleben und über das, was ich in den drei Tagen so alles getrieben habe erfahren wollt: Meine Erlebnisse habe ich auch in einem Vlog verarbeitet der auf YouTube veröffentlicht wird. Der ist auch oben eingebettet. Also könnt ihr da gleich mal reinschauen. 🙂
Beruf setzt die Ausbildung aber nicht voraus. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Fahrern wird meistens jeder genommen der bereits die Fahrerlaubnis vorweisen kann. Es kommt auch nicht selten vor, dass man das Bewerbungsschreiben durch einen einfachen Anruf ersetzen kann. Weitere Voraussetzungen sind Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, falls irgendwo am Lkw Mängel sind oder bei der Ladungssicherung geschlampt wurde, kann das sehr gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer und sehr teuer für den verantwortlichen Fahrer werden. Improvisationstalent und zu wissen, wie man sich in Notsituationen helfen kann, sind auf jeden Fall hilfreich v. a. weil man fast ständig auf sich alleine gestellt ist. Gleich am ersten Tag durfte ich das live miterleben. Wir hatten nämlich eine Reifenpanne und mussten den betroffenen Reifen mitten auf einem Autobahn-Parkplatz wechseln. Es schadet auch nicht, wenn man die Ruhe weg hat und sich nicht von anderen Verkehrsteilnehmern verunsichern und in Hektik versetzen lässt. Zum Beispiel bei Wendemanövern auf engen Straßen. Selbstbehauptung und Standhaftigkeit sind hier die Stichwörter. Auch die Parkplatzsuche für die Ruhepausen und die Übernachtung kann sehr nervenzehrend sein. Als Lkw-Fahrer darf man nämlich nur eine bestimmte Zeit am Stück hinter dem Lenkrad sitzen, sonst drohen hohe Strafen. Und da der Fahrtenschreiber alles aufzeichnet, begeht man fast sowas wie Selbstanzeige, verbunden mit hohen Geldstrafen. Deshalb braucht man sich nicht wundern, warum die Parkplätze auf den Autobahnen gegen Abend immer randvoll mit Lkws vollgestellt sind und teilweise auch sehr riskant geparkt wird. Deswegen sollte man als guter Lkw-Fahrer immer die Zeit im Auge behalten, um rechtzeitig einen sicheren Platz zu ergattern.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um sich als Lkw-Fahrer weiterzuentwickeln oder aufzusteigen. Beispielsweise mit einem Kran- oder Stapler-Schein damit man Stapler- und Krantransporte fahren darf. Dadurch ändert sich auch der Berufsalltag maßgeblich. Denn ab dann gehört es zur Aufgabe dazu, das Gespann an den Lieferorten selbst zu beladen und zu entladen. Außerdem kann man sich zum Kraftverkehrsmeister weiterbilden, um irgendwann seinen eigenen Speditionsbetrieb zu eröffnen. Daneben gibt es aber noch weitere Qualifikationen, um z.B. Schwerlast- und Gefahrstofftransporte fahren zu dürfen.
Auch wenn die drei Tage super anstrengend waren, hatte ich eine unvergessliche und vor allem eine schöne Zeit auf der Straße. Und im Nachhinein bin ich super froh dieses Erlebnis mitgemacht zu haben. Immer wieder gerne!
Zum Unternehmen: https://spedition-kenner.de/
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